Mein eigentlicher Geburtstermin war ja der 30.5. Nach einer mehr oder weniger komplikationslosen Schwangerschaft, bekam ich in den letzten Wochen arge Depressionen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, ein lebendiges Kind zu gebären. Und überhaupt, wie sollte mein Sohn „da unten“ durchpassen? Ich machte alles: Akupunktur, nahm Globuli, machte Dammmassage und trank literweise Himbeerblättertee (den ich im übrigens nicht mehr riechen konnte :-)). Und natürlich bestellte ich mir ein Epi-No. Entgegen den Empfehlungen begann ich schon in Woche 35 zu üben.

Jedoch nicht um zu dehnen, sondern um das Gefühl zu haben, wie es sich anfühlt, wenn ein Kopf im Geburtskanal steckt. Und überhaupt hoffte ich aufgrund meiner bereits labilen Verfassung, daß das Baby ein wenig früher kommt. Weit gefehlt…… 😉

Am 5.5. waren wir beim Ikea Mittagessen. Als ich zum Auto ging, begann ich plötzlich zu tröpfeln!!! Mann, war ich aufgeregt! Von meinem Mann ganz zu schweigen, dem der Motor bereits 3 Mal abstarb, weil er so nervös war. Hilfe, und dieser Mann sollte mich bei meiner Geburt begleiten? Zum Glück habe ich bereits eine Woche mit dem Epi-No trainiert. Das beruhigte mich ein bißchen. Trotzdem hatte ich schreckliche Bilder vor Augen, von Kaiserschnitt und ähnlichem. Habe mich ja gründlichst über den Ablauf der Geburt informiert, und da waren halt nun mal der Großteil davon schreckliche Bilder.

Aber ich hoffte, das Ergebnis entschädigt mich für die Schmerzen. Ist es naiv zu glauben, daß eine Geburt nur schmerzhaft sein kann? Und bin ich überhaupt reif für ein Kind? Werde ich eine gute Mama sein?

Angekommen in der Privatklinik – Robert kreidebleich im Gesicht – wartete meine Hebamme schon auf mich. Sie untersuchte meinen Slip und meinte, es sei eindeutig Fruchtwasser. Mal schauen, ob der Kleine heute kommen möchte. Wahrscheinlich schon. Ich freute mich, hatte aber irrsinnige Angst. Ich schaute das Baby-Bettchen an, welches neben der Gebärlandschaft stand. Und lächelte. Da sagte ich: „mei, ich freu mich ja so, wenn unser Söhnchen da drinnen liegt!“ Dann meinte meinte Hebamme, sie hoffe nicht daß er das brauche, denn das ist ein Baby-Reanimator 🙁

HILFE!!! Ich wurde am CTG angeschlossen, jedoch keine Wehen! Nach einer Stunde warten, wurde ich wieder nachhause geschickt. Der Fruchtblasen-Riss war wieder zugegangen! Soll sehr selten vorkommen. Na super – Fehlalarm – und ich schäme mich in Grund und Boden! Ich machte weiterhin Akupunktur und trainierte mit dem Epi-No. Der Frauenarzt meinte schließlich, das Baby könne jeden Tag kommen. Ich bekam schon Einschlafschwierigkeiten. Wie wird wohl meine

Geburt werden? Mittlerweile schaffte ich die Dehnung auf 26 cm (begann bei 20). Am 25.5. bekam ich plötzlich Wehen. Himmel, das war ja echt krass! Es war ein Samstag, und ich mußte doch tatsächlich das Wochenende in der Klinik verbringen. Ich kam dort an, und das CTG zeigte wirklich schöne wehen. Jede Minute. Meine Hebamme zufrieden mit meiner Wehentätigkeit, jedoch ging der Muttermund nicht auf! Er war immer noch auf 3 cm, wie schon am 5.5. Sie versicherte mir aber, daß das Baby bis morgen früh da sei. Man, ist das ein schönes Geburtsdatum! der 26.5. Und doch noch vor Entbidungstermin. Juhu, ich habe meinen Sohn ausgetrickst! Aber was bin ich für eine schlechte Mama, so egoistisch zu sein. Ich begann maßlos zu heulen. Meine Hebamme gab mir Pulsatilla, und schon bald beruhigte ich mich. Dann ging ich spazieren – 7 h nur im Kreis. Und wehte vor mich hin. Muttermund noch immer 3 cm. Ich bekam einen Einlauf und so eine homöopathische Spritze. Ich war dann zwar völlig entleert, aber die Wehen hörten auf.

ICH WILL NUR NOCH STERBEN! Dieses Kind in mir bringt mich noch um! Ich will nicht aufgeschlitzt werden. Warum tut er mir das an? Was hab ich verbrochen? Ich mußte aufgrund meiner argen Depressionen weiterhin Pulsatilla nehmen, und Magnesium phosphoricum (Schüssler Salze), gegen die muttermundunwirksamen Wehen. „Normales“ Magnesium hemmt die Wehentätigkeit, dieses aber nur die „falschen“ Wehen. Und ich schämte mich schon wieder, war immerhin schon zum zweiten Mal mit Fehlalarm in der Klinik.

Der Entbindungstermin nahte und nix tat sich. Ich wurde gelassen (lag wohl am Pulsatilla :-)) Ich scherzte immer noch, und meinte, spätestens am 14.6. ist er da. Mit dem Epi-No kam ich auf gerade mal 28 cm. Dann wurde es unangenehm. Ich dachte mir, unter der Geburt werden sicherlich Hormone frei, sodaß ich im Notfall auch 40 cm schaffe. Ich war stolz auf mich. Stolz auf meinen Körper, in dem Wissen, daß er etwas wunderbares leisten wird. Ich war zuversichtlich. Frauen waren schließlich zum Gebären geboren worden!

Dann, am 31.5. abends nahm ich den Rizinus-Cocktail. Aber nur mit ein bissi Rizinus. Denn immerhin wollte ich Elijah sekkieren, so wie er mich sekkiert hatte! Mietvertrag ist gekündigt, jetzt kommt die Räumungsklage. Bin aber doch ein bisserl vorsichtig, nehme nur 1 Eßlöffel Rizinusöl anstatt 3. Das war um 20.30 h 😉 Um 00.30 h nahm ich noch ein Bad. Und ärgerte mich, weil sogar der Cocktail nichts gebracht hatte. Ich hatte einfach keinen Durchfall! Doch, was war das? Hihi, meine Mutterbänder ziehen schon wieder. Schön langsam find ichs aber nimmer witzig. Er soll doch rauskommen, und nicht schon wieder wachsen! Haben die mir den falschen Entbindungstermin gegeben? Überhaupt bin ich schon fertig mit den Nerven, denn seit dem 5.5. hieß es, in spätestens 7 Tagen ist er da. Und jetzt ist schon der 1.6. (da ahnte ich noch nicht, in ein paar Stunden Mama zu sein). Das Ziehen hörte nicht auf in der Badewanne. Aber ich wollte mich nicht verarschen lassen, und legte mich schlafen.

Um 4.30 h wurde ich munter. Ich konnte nicht mehr schlafen und ging ins Forum. Ich schrieb noch daß ich Bauchweh hätte. Und da las ich, das Rizinusöl erst 6-9 h nach der Einnahme zu wirken beginnt. Das kam von der Zeit her hin! Mittlerweile krampfte ich regelmäßig. Aber ich wollte nicht schon wieder in die Klinik! Ist ja sowieso wieder ein Fehlalarm!

Doch mein Körper machte mir einen Strich durch die Rechnung. Mir wurde schwarz vor Augen, ich klammerte mich wo fest. Gerade, daß ich mich noch halten konnte. Ich konnte nur mehr gebückt gehen, naja, eigentlich konnte ich gar nimmer gehen! Robert wurde wach. Noch nie in seinem Leben war er so schnell angezogen. Ich wollte nicht in die Klinik. Lieber bekäme ich unser Kind hier. Ich schäme mich so!!! Aber er überredete mich noch. Die Fahrt zur Klinik bekam ich nicht mehr mit. Ich konnte meine Augen nicht mehr kontrollieren. Das ist die berüchtigte Nebenwirkung vom Rizinusöl also. Soooo arg! Was wäre, wenn ich 3 Eßlöffel zu mir genommen hätte?

Angekommen in der Klinik mußte ich mich übergeben. Ja, ich kotzte die ganze Tiefgarage voll. Robert holte einen Rollstuhl. Sie fuhren mich in den Kreissaal. Ich möchte eine sanfte Geburt, ich will das beste für mein Augäpfelchen! Muttermund war auf 5 cm! Das war um punkt 6.00 h morgens. Meine Hebamme ließ die Badewanne ein und als sie halb voll war, war mein Muttermund verstrichen. Das war um 6.20 h. Ich legte mich in die Wanne und mußte pressen. Jedoch stellte ich mich ein wenig doof an, ich machte ein Hohlkreuz, weil ich dann den Druck nach unten nicht mehr spürte. Hehe, ich hab mir selbst ein Schnippchen geschlagen! Aber ich durfte so nicht weitermachen. Weil so das Baby nicht rauskäme, es müsse ja eine Kurve mehr machen. Ich mußte mich hinknieen. Aber mein Kreislauf!

Als mein Mann mich stützte und meine Hebamme mich hochzog (ich sollte auf den Gebärhocker) mußte ich pressen. Der Kopf war da! Schnell mußte ich mich wieder ins Wasser zurücklegen. Und dann kam das unangenehmste bei der Geburt: Ich hatte ca. eine 2 min. lange Wehenpause. Der Kopf drehte sich zwischen meinen Beinen hin und her, und es kitzelte. Und die Beine strampelten noch in meinem Bauch. Dann endlich – noch eine Preßwehe und Elijah war da!

Obwohl ich zum Schluss mit dem Epi-No auf gerade mal 28 cm Dehnung kam, wurde Elijah am 1.6. um 7.44 h mit 3.410 g, 49 cm und 36 Kopfumfang ohne Verletzung oder Schnitt geboren! Und als ich ihn in Händen hielt, waren all meine Depressionen und schlechten Gedanken verschwunden. Ich liebte ihn über alles! Ich werde alles dafür tun, damit er ein schönes Leben hat, und im Notfall würde ich sogar mein Leben für ihn geben…

Alles Liebe,

A.B., Graz